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Predigt zum 24. Januar

Von Pfarrer Dirk Gogarn:

Friede sei mit euch von dem, der da ist, der da war und der da kommt.

Einer der Predigttexte für den Januar nimmt uns mit an den Beginn der Tätigkeit Jesu:

Die Geschichte von der Hochzeit zu Kana, Johannes 2,1-12, in der Lutherrevision 2017:

Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen dort aber sechs Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bingt´s dem Speisemeister! Und sie brachten´s ihm. Als der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten´s, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Danach zog er hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nur wenige Tage dort.

 

Guter Gott, du schenkst Lebensqualität. Lass du das auch bei uns aufleuchten, dass du es gut mit uns meinst und uns an der Fülle des Lebens teilhaftig werden lässt. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

Wochen sind vergangen und wir sind immer noch im Lockdown. Schweres ist uns auferlegt, um Schlimmeres zu verhindern und Leben zu schützen. Am Ende des Horizontes sehen wir Licht. Spätestens seit es Impfstoff gibt und mit den Impfungen begonnen wurde, tut sich Hoffnung auf.

In den letzten Wochen wurde so manche Hochzeit verschoben oder in einem kleineren Rahmen gefeiert als geplant. Jesus treffen wir zu Beginn seiner Wirksamkeit auf einer Hochzeit an. Welch ein Aufschlag für all das, was später noch folgt! Jesus, der Mann des Lebens, inmitten einer Hochzeit, der Feier des Lebens in der Mitte des Lebens. Orientalische Hochzeiten sind da noch einmal anders vorzustellen als unsere eher bescheidenen Hochzeitsfeste. Gefeiert wird tagelang. Menschen, die von nah und fern gekommen sind, lassen es sich gut ergehen. Jesu Mutter ist auch schon da. Und dann kommen Jesus und seine engsten Anhänger hinzu. Und als sie ankommen, da geht ausgerechnet der Wein auf dieser Hochzeit aus. Schluss mit lustig? Feier am Ende? Können nun alle nach Hause gehen? Sich auf den nahen oder weiten Rückweg machen? Jesus wird aktiv. Er verwandelt Wasser in Wein. Er gibt sogar viel mehr als sie brauchen. Und der neue Wein hat eine viel bessere Qualität als der Wein, der ausgegangen war. So steht diese Geschichte dafür, dass Gott ein Leben in Qualität will. Dieses Leben in Qualität muss nicht immer ein „höher hinauf“ oder „mehr“ sein. Manchmal ist auch weniger mehr. Krisen können dazu beitragen, dass unser Bewusstsein geschärft wird. Krisen können uns dabei helfen zu erkennen oder neu zu erkennen, was wirklich trägt und hält im Leben und im Sterben. Krisen können uns zu einer Neuausrichtung des Lebens verhelfen oder uns verloren gegangene Werte wieder ergreifen lassen. In unserer Geschichte kommt es dort zur Krise, wo das Leben einen Höhepunkt hat. Krise auf der Hochzeit. Der Wein geht aus. Hochzeit zu Ende? Gott schickt Jesus, der der Hochzeitsgesellschaft neuen Wein verschafft. Hier stimmt dann das rechte Maß von Qualität und Quantität. Eine lebensbejahende Geschichte steht am Anfang der Wirksamkeit von Jesus. Eine Geschichte, wo Fest und Feier den Alltag durchbrechen, ja den Alltag durchdringen. Und wie immer, wenn etwas passiert, gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen. Die einen verstehen mehr und die anderen verstehen weniger. Die einen sehen es so und die anderen sehen es so und wieder andere sehen gar nichts. Und wie fast alle Ereignisse, so ist auch diese Geschichte nicht konfliktfrei. Am Anfang der Geschichte steht Jesu Mutter, die schon auf der Hochzeit anwesend ist als Jesus und seine Leute eintreffen. Die Mutter hat sofort einen Arbeitsauftrag für Jesus: „Der Wein ist aus. Kümmere dich einmal.“ Jesu wehrt zunächst ab. Und dann wird er doch aktiv. Er wird aktiv, so wie sich das die Mutter wohl vorgestellt hat. In diesen Mutter-Sohn-Konflikt ist viel hineininterpretiert worden. Ich bin dazu geneigt, diese Geschichte nicht überbewerten zu wollen. Es ist doch normal, dass Kinder nicht immer so wollen, wie die Eltern es einfordern. Und Kinder müssen auch nicht so wollen, wie die Eltern es gerne hätten. Besonders Jugendliche sind schon einmal gerne auf Opposition. Auch das ist normal. Kinder müssen grundsätzlich ihren eigenen Weg finden. Und Jesus tut hier schließlich doch das, was die Mutter will. Auch das ist normal. Verhaltensforscher sagen, dass wir unseren Eltern viel ähnlicher sind als wir das manchmal wahrhaben wollen. Und die Genetik tut das ihre hinzu. Unsere Geschichte endet damit, dass Jesus mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Freunden weiterzieht. Harmonischer Abgang nach einem Anfangsgeplänkel.

Noch ein Blick auf die unterschiedlichen Sichtweisen der Dinge: Der Speisemeister begreift nicht, was geschehen ist. Jesus hatte ihn an der ganzen Aktion beteiligt, aber er begreift, was geschehen ist. Er hat den Bräutigam im Verdacht, dass dieser den guten Wein zurückgehalten habe. Ihm bleiben die Augen verschlossen, obwohl er es hätte erkennen können. Begriffen haben es aber die Anhänger Jesu. Seine Freunde wissen darum, dass hier etwas wunderbares geschehen ist. Sie bleiben bei ihm und sie ziehen weiter mit ihm und seiner Familie. Und auch wir ziehen weiter durch die Zeit, die immer noch eine unsichere Zeit ist. Das Virus zwingt uns zu einer besonderen Achtsamkeit auf uns selbst und auf unsere Mitmenschen. Vom Anfang der Wirksamkeit Jesu nehmen wir die Erkenntnis mit auf unseren Weg, dass Gott unser Leben in Fülle und Qualität will. Neuorientierung ist möglich. Krisen können uns zu einem Blick auf das Wesentliche verhelfen. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ (Hermann Hesse). So kann es immer wieder gute, neue Anfänge in unserem Leben geben. Mit Gottes Hilfe gibt es auch einen Neuanfang nach der Pandemie. Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn. Amen.

 

Ein Kirchenlied unserer Zeit (EG 571) nimmt die Qualität des Lebens in den Blick:

  1. Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen, Jesu Geist in unseren Werken. Unser Leben sei ein Fest, so wie heute an jedem Tag.
  2. Unser Leben sei ein Fest. Brot und Wein für unsere Freiheit, Jesu Wort für unsere Wege, Jesu Weg für unser Leben. Unser Leben sei ein Fest so wie heute an jedem Tag.

Text:1. Josef Metternich Team, 2. Kurt Rose, Melodie: Peter Janssens 1972