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Im Bekannten das Neue entdecken

Am Abend des Ostermontags rief ich einem lieben Menschen telefonisch „Frohe Ostern“ zu. Antwort aus der Leitung: „Ostern ist doch jetzt vorbei.“ Für die einen vorbei, das ist für die anderen noch mittendrin. Österliche Freudenzeit sind die 50 Tage zwischen Ostern und Pfingsten. Eine Zeit, die in christlicher Tradition von Auferstehung und Leben geprägt ist. Für uns auf der nördlichen Halbkugel ist es die Zeit des Frühlings, des Wiedererwachens der Natur.

Peng! Aus und vorbei! Der Lockdown erwischte uns in der Mitte des Monats März. Nichts war mehr so, wie es vorher war. Die Bilder aus Italien erschüttern mich. Lockdown. Alles wird herunter gefahren. Nichts mehr ist so wie gewohnt. Immense wirtschaftliche Schäden, die Menschen weh-tun. Ein Sozialgefüge wird auf die Probe gestellt. Aber auch eine Zeit der Entschleunigung und der Besinnung. Mitte März, inmitten der Passionszeit, einer Zeit, wo Christen über ernste Themen wie Leid und Tod nachdenken.

Sonntag Jubilate, jubelt. Es ist der 3.Sonntag nach Ostern, immer noch in der österlichen Freudenzeit. Inzwischen ist der Mai gekommen. Zeit des abwägenden Hochfahrens in unserer Gesellschaft, immer noch „Fahren auf Sicht“, die Unwägbarkeit des Virus einkalkulierend. Zeit dazwischen, Zeit zwischen Ostern und Pfingsten, Zeit zu Hause, Zeit in der Natur, Zeit des Neuentdeckens. Im Bekannten habe ich Neues entdeckt: Beim Lesen eines guten Buches oder im Telefonat mit Menschen. Die Fernsehgottesdienste jedweder Konfession tun mir sonntags gut. Jubilate, jubelt. Der Wochenspruch für diese Woche steht beim Apostel Paulus im 2.Korintherbrief (5,17): „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ Neu entdecke ich meinen Glauben wurzelnd in österlicher Hoffnung. Sie und Euch lade ich zu dieser Hoffnung ein.

Viele gewohnte Termine habe ich in diesen Wochen nicht wahrnehmen können. Zeit zur persönlichen Besinnung habe ich gewonnen, um nach dem Virus nicht besinnungslos weitermachen zu müssen wie bisher. Solidarität und Mitmenschlichkeit sind wünschenswert in dieser Zeit und darüber hinaus.

Ihr Pfarrer Dirk Gogarn

 

Blumenstrauß von Sieglinde Kaul - art flora, Meinerzhagen