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Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes neues Jahr 2023!

Jahreslosung für 2023:

Du bist ein Gott, der mich sieht.  1. Mose 16,13

Was für ein Bekenntnis! Die Jahreslosung für das Jahr 2023 atmet Vertrauen, Dankbarkeit und Hoffnung. Und all das können wir als geistlichen Proviant für das neue Jahr sicher gut gebrauchen. Du bist ein Gott, der mich sieht! Auf dem Kirchentag 2017 hat sich dieser Vers in der Kurzform „Du siehst mich!“ sozusagen schon einmal warmgelaufen.

Und das ist gut; denn wir können es gar nicht oft genug hören und hoffentlich auch für uns annehmen: Gott nimmt uns liebevoll wahr - und zwar jeden und jede einzelne von uns – egal, ob Hingucker, Mauerblümchen oder irgendetwas dazwischen. Um Äußerlichkeiten geht es nicht. Gott will uns nicht beäugen, nicht beobachten, sondern beachten und achten.

Achtung und Beachtung waren Erfahrungen, woran es Hagar, von der diese Worte in der biblischen Geschichte stammen, zunächst sehr gemangelt hatte. Sie war geflüchtet, weil die häusliche Situation unerträglich geworden war. Als Leihmutter schwanger, um Abraham zu einem Nachkommen zu verhelfen, war sie in Konflikt mit der noch kinderlosen Sara geraten, die mit der theoretisch gut durchgeplanten Dreiecksbeziehung in der Praxis dann doch nicht zurechtkam. Hagar war nun in der Wüste – heimatlos, hilflos, hoffnungslos. Und da begegnete ihr der Engel Gottes. Er sprach mit ihr, schenkte Hoffnung, verhieß ihr Zukunft. Daraufhin bekannte sie voller Vertrauen: Du bist ein Gott, der mich sieht.

Gesehen werden – so wie man ist, das ist Balsam nicht nur für die Seele dieser unfreien, ausgenutzten Frau damals und dort. Natürlich sind unsere Lebensbedingungen bekömmlicher und besser, unsere Möglichkeitsräume größer, unsere Rechte gefestigt, und doch denke ich, dass viele von uns spüren: Es ist so wichtig, dass da einer ist, der uns so wahrnimmt, wie wir wirklich sind und nicht nur in den Rollen, in denen wir so oft nur als gut funktionierende Rädchen im Alltagsgetriebe unterwegs sind. Wir sollen nicht unsere Träume verlieren - verzweckt und versteckt hinter einem Berg von Aufgaben und Erwartungen. Gott will, dass wir unsere Identität entfalten, statt stets nur den Ideen zu entsprechen, die andere von uns haben.

Du bist ein Gott, der mich sieht.

Hagar erlebte Gott nicht nur als Sehenden, sondern auch als Segnenden, denn sie bekam Kraft und innere Freiheit. Sie kehrte zwar zurück und die Probleme waren sicher nicht plötzlich verschwunden, aber sie war verändert, hatte eine Verheißung im Gepäck und Perspektive, wo vorher Aussichtslosigkeit herrschte.

Ich wünsche Ihnen viele gute Erfahrungen und dass Sie immer wieder spüren und einstimmen können in das, was die Jahreslosung sagt: Du bist ein Gott, der mich sieht.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Martina Kämper, Pfarrerin