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Gedanken zu Karfreitag

Liebe Leserinnen und Leser!

Gegrüßt werden wir traditionell am Karfreitag in unseren Gotteshäusern mit dem Spruch dieses Feiertages aus Johannes 3, 16:

 

„Also hat Gott die Welt geliebt,

dass er seinen eingeborenen Sohn gab,

auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,

sondern das ewige Leben haben.“

 

Gott gab seinen Sohn –

man könnte auch formulieren: Gott gab seinen Sohn dahin.

Damit ist der Kreuzestod Jesu gemeint, der am Karfreitag ganz besonders im Zentrum des christlichen Gedenkens steht.

Der Kreuzestod Jesu ist ein Thema, das es in der modernen Lebens- und Glaubenswelt häufig schwer hat. Es wird als ärgerlich, anstößig und auch nicht zeitgemäß empfunden.

Dementsprechend haben es auch viele Passionslieder der vergangenen Jahrhunderte schwer, in unseren Gottesdiensten oder in unserem Glaubensleben mit ihrer Dichtung einen Ort zu finden.

Und ich habe mich gefragt: Sind wir innerlich im Hinblick auf das spirituelle Kernstück des Karfreitags in der Gegenwart vielleicht verstummt?

Berührt es uns noch persönlich?

Besonders aufmerksam werden lassen hat mich bei dieser Frage ein Blick auf neu entstandene Passionslieder der letzten Jahrzehnte, die sich in unseren Gesang- und Liederbüchern finden. – Es gibt sie tatsächlich, und zwar z.B. von Jürgen Henkys, Arno Pötzsch oder auch Otmar Schulz.

Sie finden auf überraschende, neue Weise Worte und laden zum Nachdenken ein über das zentrale Geschehen des Karfreitags, das ein zentrales Geschehen unseres christlichen Glaubens ist:

Jesu Tod am Kreuz, die „Hingabe des Sohnes“.

Die Verse eines Liedes von Otmar Schulz (Jg. 1938) aus dem Jahr 2009 möchte ich Ihnen an dieser Stelle für den diesjährigen Karfreitag mit auf den Weg geben.

Sie sind in die Form eines Gebetes gefasst und laden damit beim Lesen zum Mitgehen, Mitbeten und Mitvollziehen ein.

Spüren Sie diesen Versen doch einmal nach,

lassen Sie sich einladen, der Botschaft vom Kreuz zu begegnen und den gedanklichen Weg des Liedes mitzuschreiten.

 

„In einer fernen Zeit

gehst Du nach Golgatha,

erduldest Einsamkeit,

sagst selbst zum Sterben ja.

 

Du weißt, was Leiden ist.

Du weißt, was Schmerzen sind,

der Du mein Bruder bist,

ein Mensch und Gottes Kind.

 

Verlassen ganz und gar

von Menschen und von Gott.

Bringst Du Dein Leben dar

und stirbst den Kreuzestod.

 

Stirbst draußen vor dem Tor,

stirbst mitten in der Welt.

Im Leiden lebst Du vor,

was wirklich trägt und hält.

 

Erstehe neu in mir.

Erstehe jeden Tag.

Erhalte mich bei Dir,

was immer kommen mag.“

(Otmar Schulz, 2009)

 

Der Weg des Liedgebetes führt auf überraschende Weise vom Golgatha einer fernen Zeit bis hin zur Gegenwart des lebendigen Christus in meinem eigenen aktuellen Dasein und der Bitte um Beistand in allem, was kommt.

Für Otmar Schulz hat Jesu Tod eine Bedeutung,

die auch heute im Leben und im Sterben trägt und hält.

Welche Bedeutung hat er für Sie?

 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Karfreitag!

Ihre

Petra Handke, Pfrn.