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Ein kostbarer Gedanke zum Sonntag Lätare, 14. März 2021

Manchen von uns sind die Worte aus dem Johannesevangelium sehr bekannt:

„Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

Wir hier in Meinerzhagen leben auf dem Land. Wir suchen auf den Weiden keine lila Kühe und können das Quaken der Frösche vom Schnattern der Gänse unterscheiden. Wir kennen uns aus in der Natur - und wissen, dass dem nicht so ist: „Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Dieses Bild stimmt nicht. Es stimmt nicht, dass das Weizenkorn stirbt. Das Weizenkorn verliert nicht das Leben. Es verliert seine erkennbare Form, seine Beschaffenheit. Man kann es nicht mehr finden, wenn es sich verwandelt hat. Aber das Leben verlieren? Es stirbt eben nicht! Das ist das Wunderbare.

Mittlerweile zweitausend Jahre hat das Bild etwas getragen, was nicht zu erklären ist. Ein Wunder. Das Korn verliert sich in der Erde. Das Unglaubliche geschieht. Aus dem „Nichts“ bringt die Erde viele Keime hervor, aufstrebendes Grün. Alles strebt zum Licht. Und an den Keimen da finde ich nicht nur ein Körnchen, sondern viele. Nicht nur einen Halm, sondern mehrere. Es sind einfach mehr geworden. Wunderbar!

Das ist ähnlich wie mit Jesus. Man hat ihn in die Erde gelegt. Und dann ist er wieder da! Das richtet sich gegen alles, was wir zu wissen meinen über den Tod. Tot ist schließlich tot. Hier geht es aber anders zu.

Das Bild vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, dieses Bild, wie gesagt, stimmt nicht. Aber die Botschaft von der Auferstehung, die hinter diesem Bild steckt und das Eigentliche ist, diese Botschaft hat das Bild „überarbeitet“. Das Bild ist so beeinflusst von der Größe der Botschaft, dass der ursprüngliche Vorgang uns Christen nicht mehr interessiert. Wir Christen hören „Weizenkorn“ und verstehen: Jesus ist es, der gestorben ist, und dann sind es viele geworden! So ist es gedacht!

Und damit sind wir bei uns, bei der Kirche. Die Form zu verlieren, die äußere Erscheinung aufzugeben, das heißt, sich hinterfragen zu lassen, zu reifen, zu wachsen - und das nicht allein. Die Kirche läuft Gefahr, allein zu bleiben. So erlebe ich es. Vielleicht ist es ein kostbarer Gedanke, als Kirche einmal außer Fassung zu geraten, die Form herzugeben und sich auf den Kern zu besinnen. „Und siehe, es bringt viel Frucht.“

In dieser Hoffnung mit einander verbunden

Dein / Ihr

Klaus Kemper-Kohlhase, Pfr.